Victim Blaming – Was ist es und wie hören wir sofort wieder auf damit?

Eine Frau wird in einem Online Spiel vor Live-Publikum von einem Mann gefragt, ob diese sich auf sein Gesicht setzen möchte. Die Frau findet dies nicht in Ordnung und möchte eine Entschuldigung für das Verhalten. Die Community entscheidet sich aber dafür, dass die Frau keinen Humor hat und sich nicht so doof anstellen soll. Dieser Fall ist aktuell in der deutschen Streaming Szene passiert und wird auf Twitter und co. heftig diskutiert.

Wer entscheidet nun, ob die Frau sich belästigt fühlen darf? Die Frau selbst oder sonst wer? Die Antwort heisst: Die Frau selbst!

Ob und wie man sich belästig, beleidigt oder bedrängt fühlt, bestimmt man immer selbst. Die Täter bedienen sich aber oft am Trick, dem Opfer die Schuld in die Schuhe zu schieben. Die Diskussion wird verfälscht, auf das Opfer gelenkt oder irgendwelche fadenscheinigen Ausreden werden herbei gezogen. Schaut doch beim Artikel zu Whataboutism rein, dort ist dies schön aufgezeigt worden.

Leider kein Einzelfall

Falls ihr denkt, dies sei ein Einzelfall, dann irrt ihr euch gewaltig. Die Sendung Männerwelten von Yoko und Klaas hat das Problem extrem gut auf den Punkt gebracht. Ob Dickpic oder Vergewaltigung, die Frau ist immer selbst Schuld. Nehmt euch 15 Minuten Zeit und seht euch diese Sendung an.

Auch in der Schweiz ist Victim Blaming noch weit verbreitet. Sogar vor Gericht. Ein Richter befragte 2019 ein Opfer, wie lange ihr Rock war. Quelle. Dies hat nichts mit der Tat zu tun. Es wird aber suggeriert, dass das Opfer etwas zur Tat beigetragen hat. Dies ist einfach nur falsch.

Die Schweiz ist in dieser Hinsicht sowieso sehr langsam unterwegs. Ehefrauen konnten bis 1992 in der Ehe nicht vergewaltigt werden. Nicht, weil alle Männer Gentlemen waren, sondern weil die Frau kein Gesetz hatte um sich gegen unfreiwillige sexuelle Handlungen zu wehren. Dieses Gedankengut und die Überzeugungen dieser Generationen schwingt immer noch mit, wenn Frauen Opfer von sexualisierter Gewalt werden.

Sich wehren

Falls du selbst mal in dieser Situation warst oder bist, stell dich dagegen. Als Opfer ist man nicht Schuld. Ob du dich belästigt fühlst entscheidest allein du. Ob du bedrängt wirst, entscheidest du. Niemand hat das Recht deine Gefühle in eine Kontext zu setzen und damit abzuwerten.

Unter dem Begriff #catcalling ist aktuell eine weltweite Bewegung im Gange, welche mit Kreide auf die verbale sexuelle Gewalt aufmerksam macht. Findet ihr das eine gute Idee? Braucht es das in St.Gallen auch?

Photo by Tammy Gann on Unsplash