Aussergewöhnliche Berufe: Stadtschreiber*in

Bist du interessiert in politischen Themen und arbeitest gerne mit Menschen zusammen? Schreibst du gerne Protokolle und hast eine gute Rechtschreibung? Dann ist der Beruf Stadtschreiber*in genau richtig für dich.✍🏼 Fabienne war mit dem Stadtschreiber der Stadt St.Gallen Manfred Linke im Gespräch und stellt dir den Beruf Stadtschreiber*in genauer vor.

Stadtschreiber Manfred Linke

Was macht ein/e Stadtschreiber*in?

Die städtische Stellenbeschreibung der Stadtschreiber*innen ist in sechs Arbeitsbereiche unterteilt. 50% macht die Beratung und Protokollführung des Stadtrates aus. Weitere 15% sind für die Beratung des Präsidenten/in des Stadtparlaments und für die Protokollführung im Stadtparlament und im Präsidium des Parlaments. Die Führung der unterstellten Mitarbeitenden beträgt 10%. Ein weiterer Arbeitsbereich ist die Pflege fachlicher Kontakte zu anderer Schreiber*innen. Dieser Bereich macht auch 10% aus. Stadtschreiber sind ebenfalls die Anlaufstelle für verwaltungsinterne und -externe Anliegen (10%). Die Führung der Konferenzen der Stabschefinnen und Stabschefs und von Projekten beträgt 5% und ist somit der letzte Bereich der Stadtschreiber*innen.

Das klingt nach wirklich sehr viel Verantwortung und harter Arbeit. Bei Herrn Linke habe ich aber grossen Eifer verspürt und gemerkt, dass er seine Arbeit wirklich gerne macht!😊

Vielfältiges Arbeiten

Die ersten 50% sind auf der Exekutivenseite. Die anderen 5 Arbeitsbereiche von Manfred Linke gehören zur Legislative. «Ich finds sehr spannend beides zmache.», meint Linke. Für ihn sei es schwierig zu sagen, welche Aufgaben er lieber mache, denn er schätze seine vielfältige Arbeit sehr. Die Tätigkeiten auf der Exekutivenseite wie auch auf der Legislativenseite möchte er nicht missen. In grösseren Städten wie Zürich oder Bern werden diese beiden Seiten getrennt und der Stadtschreiber ist dort nur auf einer Seite tätig.

Vom Wirtschaftler zum Stadtschreiber

In den grösseren Städten nehmen meistens Juristen*innen das Amt des Stadtschreibers ein. Linke hatte nie das Berufsziel Stadtschreiber. Er besuchte die Kantonsschule und interessierte sich sehr für Rechnungswesen und Wirtschaft. Später fiel ihm auf, dass ihn Wirtschaft langweilte. Er hinterfragte seine Interessen und merkte schnell, dass er den Wirtschaftsteil in der Zeitung überspringt und eher den Sport- oder Politikteil liest.📰 Internationale Politik war eher sein Gebiet und so studierte er Staatswissenschaften an der Uni St.Gallen. In diesem Schwerpunkt gibt es zwei Vertiefungsrichtungen: Internationale Beziehungen und Öffentliche Verwaltung. «So öppis langwiligs wie öffentlichi Verwaltung tueni mir scho gar nie ah!», erzählt Manfred Linke und entschied sich für internationale Beziehungen (Heute arbeitet er in der öffentlichen Verwaltung😄). Der junge Mann musste ins Militär und machte Minenwerferkanonier und machte anschliessend die Offiziersschule. Zwei Stellen wurden frei: Adjutant und Nachrichtenzugführer. «Adjutant, das Papierzügs, da machi sicher nöd», meint Linke (Dieses Papierzeugs ist heute Linkes Arbeitsmaterial als Stadtschreiber😂). So entschied er sich für den Nachrichtenzugführer. Was Manfred Linke im Studium und Militär am wenigstens interessierte, findet er heute das Spannendste!

68 Chefinnen und Chefs?!

Alle vier Jahre wird der Stadtschreiber der Stadt St.Gallen neu gewählt. Der Stadtrat macht einen Vorschlag und das Stadtparlament kann diesen Vorschlag annehmen oder ablehnen. 1999 wurde Manfred Linke zum ersten Mal gewählt. Von da an arbeitet er als Stadtschreiber der Stadt. Linke ist dem Gremium unterstellt und die fünf Stadträte sind seine Vorsitzenden. Dazu kommen noch die 63 Mitglieder des Stadtparlaments. Zusammen machen das 68 Chefinnen und Chefs.😮

Bist du Interessiert?

Studieren oder lernen kannst du den Beruf Stadtschreiber*in eher weniger. Manfred Linke ist auch erst über 1000 Wege zu diesem Beruf gelangt. Falls du aber interessiert bist, dann schlage ich dir vor, dass du einmal bei einer Sitzung des Stadtparlaments dabei bist. Sie ist öffentlich und Linke führt dort monatlich das Protokoll. Ihn kannst du auch sehr gerne noch genauer zu seinem Beruf fragen!😊

Titelphoto by Joakim Honkasalo on Unsplash